Am 14. Juni feiern wir – wie jedes Jahr am Sonntag nach Fronleichnam – unsere traditionelle Reuererprozession, die auf ein besonderes Ereignis in der Würzburger Stadtgeschichte zurückblicken kann.
Genau 375 Jahre ist es nun her, dass sich die Reuerer trotz des verhängten Verbotes, öffentlich den Glauben zu bekennen, auf die Straße gewagt haben. Nachdem im Dreißigjährigen Krieg die Schweden unter König Gustav Adolf im Jahr 1631 die Stadt und den Marienberg eingenommen hatten, flohen die meisten Klosterkonvente aufs Land. Einige der Bettelorden harrten dennoch in der Stadt aus, darunter auch der damalige Prior unseres Klosters mit seinen sechs Mitbrüdern. Das im Vertrag von Bärwalde durch Gustav Adolf gegebene Versprechen, in den von ihm eroberten Orten die Ausübung des katholischen Glaubensbekenntnisses zuzulassen, wurde nach seinem Tod gebrochen. Sein Nachfolger Herzog Bernhard von Weimar beschlagnahmte den Dom für den protestantischen Gottesdienst und untersagte strengstens alle Prozessionen außerhalb von Kirchen und Kreuzgängen. Am 18. Juni 1634 beschloss der Karmelitenkonvent, seine Prozession trotz der drohenden Strafe wie gewohnt durch die umliegenden Straßen ziehen zu lassen. Unter Glockengeläut und festlicher Musik hielt der damalige Subprior Pater Arnoldus a Nativitate durch sein konsequentes Auftreten nicht nur die schwedischen Soldaten von einer Behinderung der Prozession zurück, sondern er zwang die Gegner sogar zur Huldigung vor dem Allerheiligsten.
An diesen mutigen Einsatz für den Glauben wollen wir bei unserem diesjährigen Fronleichnamsgottesdienst in besonderer Weise erinnern. Das feierliche Hochamt unter der Leitung von Regens Herbert Baumann beginnt um 18 Uhr in unserer Kirche. Anschließend geht die Prozession durch das Reuererviertel: Sanderstraße, Reibeltgasse, Am Pleidenturm, Landwehrstraße, Sanderstraße mit Statio auf dem Spielplatz beim Wirsberg-Gymnasium. Zur Teilnahme laden wir Sie herzlich ein.